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Referenz

Wohnhausaufstockung Museumstraße, Innsbruck | Österreich

Wenn ein alteingesessener Betonliebhaber plötzlich zum Holzbauverfechter wird, dann muss der Baustoff Holz schon auf ganzer Linie überzeugen. In der Museumstraße in Innsbruck erfolgte eine Wohnhausaufstockung um 2,5 Stockwerke in nachhaltiger Brettsperrholz BBS Bauweise. Nach nur 10-monatiger Bauzeit sind mehrere hochwertige Wohnungen und Maisonetten zwischen 50 und 125 m² entstanden, die in ihren Grundrissen auf die Bedürfnisse der Mieter abgestimmt wurden. Durch große Lichtkuppeln und Fensterfronten werden alle Wohnungen mit viel Sonnen- und Tageslicht durchflutet.

Wohnhausaufstockung in der Museumstraße in Innsbruck © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Dachterrasse mit Blick auf die Innsbrucker Nordkette © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Ausgebauter Dachboden mit Übergang zur Terrasse © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Wohnküche © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Dachterrasse mit Blick auf die Innsbrucker Nordkette © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Mehrgeschossige Wohneinheit © Gerhard Hauser, Alexander Schmid

FAKTEN

Projekt Wohnhausaufstockung
Ort Innsbruck, Österreich
Errichtung 2019
Bauherr Manfred Payr - Steinbock Immobilien
Architektur Gerhard Hauser
Holzbau Maurer Wallnöfer
Tragwerksplanung Gerhard Wibmer
Wohnfläche 750 m²
Materialverwendung 432 m³ binderholz Brettsperrholz BBS in Nichtsichtqualität

Erst der Holzbau holte das Beste aus der Konstruktion heraus

Nach der bereits durchgeführten Sanierung der Gewerberäumlichkeiten im Erdgeschoss vor einigen Jahren, sollte 2018 auch der Umbau - beziehungsweise sogar der Ausbau - der oberen Stockwerke in Angriff genommen werden. Denn beim Blick auf die Nachbargebäude, die durchweg erheblich höher waren, als das Objekt in der Museumstraße 14, ließ sich erkennen, dass die Möglichkeit zur Aufstockung gegeben war. Für den Architekten Gerhard Hauser war es das erste Projekt aus Massivholz. „Da das Gewicht bei dieser Aufstockung eine entscheidende Rolle spielt, fiel die Entscheidung auf den Holzbau, da nur so die strengen Bauvorgaben erfüllt werden können.“ Eine Umsetzung mit mineralischen Baustoffen wäre statisch gesehen unmöglich gewesen. Seitens der Stadt Innsbruck wurde eine Aufstockung um 2,5 Stockwerke mit einer Gesamtfläche von 750 m² genehmigt. Durch diese innerstädtische Nachverdichtung konnten neun Wohneinheiten und damit wichtiger Wohnraum für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung geschaffen werden, die keine neue Bodenversiegelung zur Folge hat.

Dachgeschoss © Gerhard Hauser
Schnitt © Gerhard Hauser
Obergeschoss © Gerhard Hauser

Mit Präzision und Passion

Um durch die schwer zugängliche Innenstadtlage den Verkehr und die Anlieger möglichst wenig zu beeinträchtigen, erforderten die Baustelleneinrichtungen ein optimales Timing. Die Aufstellung der Baukräne war in der Museumstraße aufgrund der Straßenbahnlinie nicht möglich und wurde deshalb in die nächste Querstraße verlegt.

Zunächst musste der alte Dachstuhl samt Mauerwerk abgetragen werden, um Platz für den Neubau zu schaffen. Danach wurde die Geschossdecke über dem dritten Obergeschoss mit trapezförmigen Verbundträgern, sogenannten ‘Delta Beams‘ und eingespannten binderholz Brettsperrholz BBS Elementen neu aufgebaut. Diese dienen mit einem speziellen Fußbodenaufbau zur Lastverteilung des zusätzlichen Gewichts der neuen Stockwerke. Die weiteren Geschossdecken und Wände bestehen aus 16 bis 22 cm starken Brettsperrholz BBS Elementen und wurden wie ein Kartenhaus nacheinander aufgestellt. Insgesamt kamen dafür 432 m³ binderholz Brettsperrholz BBS in Nichtsichtqualität zum Einsatz. „Ich war beeindruckt, wie präzise der Holzbau ist“, so der Architekt Gerhard Hauser.

Zu den Vorteilen von binderholz Brettsperrholz BBS zählt, dass die Elemente fertig abgebunden und just-in-time zur Baustelle geliefert werden können. Dadurch kann der Bedarf an Lagerfläche vor Ort auf ein Minimum reduziert werden. Die Elemente müssen auf der Baustelle nur noch montiert werden, wodurch eine rasche Umsetzung garantiert ist. Durch die Schnelligkeit der Massivholzbauweise und den tatkräftigen Einsatz der Zimmerer konnte der Rohbau noch vor dem Wintereinbruch fertiggestellt werden.

Dachterrasse mit Blick auf die Innsbrucker Nordkette © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Dachterrasse mit Blick auf die Innsbrucker Nordkette © Gerhard Hauser, Alexander Schmid

Wohnhausaufstockung in Gebäudeklasse 5

Der Holzbauspezialist Anton Kraler und der Bauphysiker Wilfried Beikircher von der Universität Innsbruck unterstützten das Planungsteam insbesondere bei den Fragen des Schall- und Brandschutzes. Da es sich bei dem Aufstockungsprojekt um einen Bau der Gebäudeklasse 5 handelt, muss das Stiegenhaus laut brandschutztechnischer Vorgabe unbrennbar sein. Dafür kam ein System aus Feuerschutzplatten mit einer 24 cm dicken Unterkonstruktion und einer Vorsatzschale aus Gipsplatten zum Einsatz. Bei der Treppe fiel die Wahl auf eine überdimensionierte, beschichtete Stahltreppe. Diese bildet zusammen mit einem Lift auf der Südseite des Gebäudes den Zugang zu den neuen Wohnungen. Die neun hinzugekommenen Wohneinheiten verschachteln sich in ihren Grundrissen ineinander und erstrecken sich teilweise mehrgeschossig über die neuen Stockwerke. Zwischen dem Altbestand und dem Neubau lässt sich an der Außenfassade kaum ein Unterschied erkennen. Nur das Dachgeschoss mit der halben Etage des Spitzbodens hebt sich durch die zinkverkleidete Fassade deutlich ab. Zum Innenhof hin kragen die neuen Obergeschosse um ca. 2,6 Meter über den Bestand hinaus und schaffen so einige Kubikmeter zusätzlichen Wohnraum.

Zur Frischluftversorgung im Gebäude wird eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung genutzt. Über Konvektionsheizkörper werden die Wohnungen mit Wärme versorgt und in der obersten Etage wurden Klimatisierungen eingebaut, um die Dachgeschosswohnungen vor sommerlicher Überhitzung zu schützen.

Nach einer planerischen Vorlaufzeit von drei Jahren konnte die Bauzeit mit zehn Monaten sehr kurz gehalten werden. Die schnelle Umsetzung wurde unter anderem auch dadurch möglich, da alle Gewerke mit der Präzision eines Uhrwerks ineinandergegriffen haben und die Materialanlieferungen wie auch der Einsatz von den bis zu 14 unterschiedlichen Firmen optimal aufeinander abgestimmt waren.

Fotos: © Gerhard Hauser, © Alexander Schmid
Pläne: © Gerhard Hauser

Wohnhausaufstockung in der Museumstraße in Innsbruck © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Übergang zur Terrasse © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Dachterrasse mit Blick auf die Innsbrucker Nordkette © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Mehrgeschossige Wohneinheit © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Wohnküche © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Stiege zum ausgebauten Spitzboden © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Aufstockung um 2,5 Stockwerke © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Dachterrasse mit Blick auf die Innsbrucker Nordkette © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Stiege von der Wohnküche zum Spitzboden © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Wohnküche © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Fenster mit Ausblick auf die Innsbrucker Nordkette © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Nutzbarer Raum im Dachgeschoss © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Ausgebauter Dachboden mit Übergang zur Terrasse © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Abtragung des alten Dachstuhls © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Abtragung des alten Dachstuhls samt Mauerwerk © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Blauer Spezialkran zum Einheben der 'Delta Beam' Stahlträger © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Trapezförmiger Verbundträger 'Delta Beam' © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Trapezförmiger Verbundträger 'Delta Beam' © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Einbau des Stahlträgers © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Montage © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Montage der Brettsperrholz BBS Elemente © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Montage der Brettsperrholz BBS Elemente © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Montage der Brettsperrholz BBS Elemente © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Montage der Brettsperrholz BBS Elemente © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Montage der Brettsperrholz BBS Elemente © Gerhard Hauser, Alexander Schmid
Rohbau © Gerhard Hauser, Alexander Schmid

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