Wohnbau 'Haus auf Stelzen' Tillystraße, Regensburg | Deutschland
Im März 2021 wurden die ersten Wohnungen des ‘Haus auf Stelzen‘, das viergeschossige samtig-schwarze Vollholzgebäude in der Tillystraße, an die Mieter übergeben. Der Bauherr, die Bayerische Staatsforsten, nutzen für den Neubau eine bis dahin ausschließlich als Mitarbeiterparkplatz genutzte Fläche in zentraler Lage in Regensburg. Auf insgesamt sechs Ebenen überlagern sich hier nun unterschiedliche Nutzungen.
FAKTEN
Projekt Städtische Nachverdichtung durch Wohnbau auf Stelzen
Ort Regensburg, Deutschland
Errichtung 2021
Bauherr Bayerische Staatsforsten AöR
Ausführung Holzbau Hasl
Holzbauplanung anselm schoen.holzbau planung
Architekt Thomas Feigl, Lisa Schex
Materialverwendung 290 m³ binderholz Brettsperrholz BBS und 165 m³ binderholz Brettschichtholz Deckenelemente
Die ehemaligen Parkplätze stehen in der Tiefgarage zur Verfügung, die Bewohner können dagegen direkt unter dem aufgeständerten Gebäude im Erdgeschossbereich parken. Durch die Überbauung und innerstädtische Nachverdichtung des ehemaligen Parkplatzes entsteht dringend benötigter Wohnraum, ohne jedoch neue Flächen zu erschließen und zu versiegeln. So wurden im ersten bis dritten Obergeschoss 33 Ein- und Zweizimmerwohnungen mit in Summe ca. 900 m² Wohnfläche umgesetzt. Das Dach ist als grüne Oase mitten in der Stadt konzipiert, die allen Bewohnern als Treffpunkt und Erholungsort dient. Insgesamt sind im Bereich des Dachgartens und der Freiflächen ca. 170 verschiedenen Arten von insekten- und vogelfreundlichen Bäumen, Sträuchern, Stauden, Gräsern und Zwiebeln gepflanzt.



Yakisugi - die Verkohlte Außenfassade
Die fast schwebend wirkenden Obergeschosse wurden mit einer karbonisierten Holzschalung aus heimischem Fichtenholz verkleidet. Die Technik des Verkohlens der Holzoberfläche hat ihren Ursprung in Japan. Durch das kontrollierte Beflammen des Holzes wird dessen Zellstruktur so verändert, dass ein beständiger und natürlicher Schutz vor Wasser, Schimmel, Fäulnis und Insekten entsteht. Das Holz wurde einer offenen Flamme bei ungefähr 1.200°C ausgesetzt. Durch die Hitze verdichten sich die Zellen des Holzes, es bekommt eine einzigartige Textur, eine samtige schwarze Farbe und das alles ohne Chemie. Durch dieses Verfahren erreicht man eine langlebige Holzfassade, mit geringen Instandhaltungskosten, zu 100% recycelbar und mit einer hervorragenden Ökobilanz. Zudem entsteht durch die thermische Behandlung eine einzigartige Oberfläche, die die Maserung und Struktur des Holzes deutlich in Erscheinung treten lässt und jedes Brett zu einem Unikat macht.
Der Erlebbare Holzbau
Bei der Umsetzung der barrierefreien Wohnungen wurde Wert auf leistbare Wohnungsgrößen und flexibel möblierbare Grundrisse gelegt. Um die vorhandene Wohnfläche maximal nutzen zu können, sind alle Einzimmerwohnungen mit Möbeln ausgestattet, welche neben der Küchenfunktion viel Stauraum bieten. Auf eine Verkleidung der Oberflächen oder Kapselung der Holzbauteile wurde in allen Bereichen vollständig verzichtet. Die Wände wurden aus binderholz Brettsperrholz BBS Elementen in Wohnsichtqualität und die Decken aus binderholz Brettschichtholz Deckenelemente mit geschliffener Oberfläche ausgeführt. Aus baubiologischen Aspekten wurden diese Oberflächen ausschließlich geölt. Als Sonnen- und Sichtschutz dienen manuell bedienbare Schiebeläden aus Lärchenholz.
Ökologisch, klimafreundlich und mit einen regionalen Werkstoff
Um nachhaltig und flächensparend zu bauen, setzten die Architekten auf eine Stelzenbauweise mit Stahlträgern und Buchenfurnierschichtholzträgern. So kann der Platz darunter als Parkplatz genutzt werden. „Das Konzept war letzten Endes auch: unten parken, oben wohnen. Also im Sinne der Nachhaltigkeit, dass die Fläche mitten im Stadtzentrum von Regensburg multifunktionell genutzt werden konnte.


Das ‘Haus auf Stelzen‘ setzt so neue Maßstäbe für intelligenten Städtebau in Zeiten des Klimawandels: Es zeigt, wie knapp bemessener Raum nachverdichtet werden kann, sodass nicht nur zusätzlicher Wohnraum, sondern auch mehr Grün entsteht. Durch die intensive Dachbegrünung und minimale Versiegelung durch Gestaltung der Pflasterflächen mit offenen Rasenfunden wird ca. 70% des Niederschlagswassers zurückgehalten und dadurch das öffentliche Kanalnetz deutlich entlastet. Gleichzeitig trägt dies im innerstädtischen Kontext zur Verbesserung des Mikroklimas bei.
Fotos: © Manfred Jarisch, © Bayerische Staatsforsten
Video: © Bayerische Staatsforsten, © anselm schoen.holzbau planung
Rendering: © anselm schoen.holzbau planung


































