Dalston Lane, London | Großbritannien
Großvolumiger Holzbau mitten in der Stadt? Das ist keine Utopie mehr! Europa ist auf dem Holzweg - und zwar im positivsten Sinne des Wortes. In Hackney, einem Londoner Stadtteil, entstanden 121 Wohnungen auf 12.500 m² Nutzfläche und weitere 3.500 m² gewerbliche Nutzfläche in einem der größten Massivholzbauten. 4.500 m³ binderholz Brettsperrholz BBS werden in 9 von insgesamt 10 Stockwerken verbaut. Der bekannte Londoner Architekt Andrew Waugh beschreibt das verwendete Brettsperrholz als den massiven Baustoff der Zukunft.
fakten
Projekt eines der größten Holzbauprojekte Englands
Ort London, Großbritannien
Errichtung 2016
Bauherr Regal Homes
Ausführung B & K Structures & binderholz in Partnerschaft
Architektur Waugh Thistleton
BBS Verwendung 4.500 m³ binderholz Brettsperrholz BBS für 9 Stockwerke in Nichtsichtqualität
Herausforderung
Was bis vor wenigen Jahren kaum für möglich gehalten wurde, nimmt in immer mehr europäischen Metropolen bauliche Gestalt an: großvolumige, mehrgeschossige Gebäude in Holzbauweise. Im Zuge der Ökologisierung des Bauens, der Notwendigkeit, CO2-Emissionen zu reduzieren, und des sorgsamen Umgangs mit endlichen Ressourcen gewinnt Holz als Baumaterial zunehmend an Bedeutung. Die britische Hauptstadtmetropole nimmt dabei europaweit eine Sonderstellung ein. Keine andere Großstadt zeigt sich so beherzt beim Einsatz innovativer Baulösungen mit dem Baustoff Holz. Während sich die Baugesetzgebung hierzulande dem Holzbau mit vorsichtiger Zurückhaltung nähert, ist man in London schon einen großen Schritt weiter.
Dort entstanden in den vergangenen Jahren „Holzwolkenkratzer“ - sprich Holzbauten mit bis zu zehn Geschossen. Und der Trend hält an! Die schnell wachsende Metropole verzeichnet einen Bevölkerungszuwachs von jährlich bis zu 100.000 Menschen. Entsprechend hoch auch der Bau- bzw. Wohnraumbedarf.
Durch die witterungsunabhängige Vorfertigung in der Werkshalle und die saubere und präzise Montage vor Ort verzeichnet das Bauen mit Holz eine extrem niedrige (Bau)Fehleranfälligkeit und verfügt über eine überdurchschnittlich hohe Ausführungsqualität. Bei gleichzeitig deutlich kürzeren Errichtungszeiten im Vergleich mit klassischen Massivbauvarianten.
Größenrekord
Über 4.500 m3 Brettsperrholz BBS für die Errichtung des zehnstöckigen Wohngebäudes. Für die Planung ist der britische Architekt Andrew Waugh verantwortlich, der in Brettsperrholz den massiven Baustoff der Zukunft sieht. „Die Herstellung von Zement ist einer der größten Verursacher von klimaaktiven Treibhausgasen. Bei der Zementproduktion wird mehr CO2 ausgestoßen, als beispielsweise der gesamte Flugverkehr verursacht“, erklärt Waugh seine Vorliebe für den natürlichen, nachwachsenden Bau- und Werkstoff Holz. Zehn Stockwerke hoch, exakt 33 Meter, wird das Gebäude in der Dalston Lane, davon sind neun aus massivem Brettsperrholz auf einem Sockelgeschoß in Betonbauweise errichtet.
Statement von Andrew Waugh vom Architekturbüro Waugh Thistleton Architects Ltd.
„Wir können mit Brettsperrholz einen Massivholzbau zu denselben Kosten, aber in der Hälfte der Zeit errichten, die wir für einen konventionellen Massivbau benötigen würden. Und wir verwenden dabei fast ausschließlich nachwachsende, natürliche Ressourcen“, erklärt Andrew Waugh vom Architekturbüro Waugh Thistleton Architects Ltd.
Materialeinsatz
Alle tragenden Außenwände, Zwischen- und Kernwände inklusive der Geschoßdecken sind mit binderholz Brettsperrholz BBS Elementen vorgefertigt worden. Dank des hohen Vorfertigungsgrades ist die Errichtung des Großprojekts deutlich schneller möglich als vergleichsweise in Stahlbeton - und auch mit deutlich geringerer Staub- und Lärmentwicklung, was vor allem den Anrainern zugutekommt. Per Tieflader werden die einzelnen Holzbauelemente auf die Baustelle angeliefert, mittels Kran in die richtige Position gehoben und anschließend nur noch verschraubt.
Technische Finesse
Bei der Dalston Lane wurde bis auf das Erdgeschoss alles in Brettsperrholz gefertigt, die Liftschächte wie auch die Stiegenhäuser in Sichtqualität. In Summe gab es für das gesamte Bauvorhaben nur 4 verschiedene Plattenstärken mit 5-schichtigen Aufbau. Eine gesamte Gebäudeflanke wurde mit nur einer vorgefertigten Fassade erstellt. Hier war der Abstand zum Nachbargebäude zu gering um die Wandelemente vor Ort einzeln zu montieren. Der gesamte Wandaufbau mit BBS, Dämmung, hinterlüfteter Fassade, Abdichtung und der Blechabdeckung wurde in Österreich vorgefertigt und nach Großbritannien transportiert. Die 3,20 m hohen vorgefertigten Wandelemente wurden stehend angeliefert und Just-in-Time auf der Baustelle direkt vom LKW weg montiert.
Gut versteckt
Das Gebäude in der Dalston Lane ist Teil einer seit Jahren voranschreitenden Verjüngungskur der Bausubstanz im Stadtteil Hackney. Nach der Fertigstellung, ist vom Holzbau (leider) nicht mehr viel sehen, denn die gesamten Holzkonstruktion wurde außenseitig eine nicht tragende Ziegelfassade vorgesetzt. Damit fügt sich der Baukörper nahtlos in das ortstypische Stadtbild ein.
Positive Ökobilanz
Im Vergleich zu einer konventionellen Bauweise in Stahlbeton - wie bei Gebäuden dieser Größenordnung üblich - werden in der Dalston Lane insgesamt 2.400 Tonnen CO2 eingespart. Bezieht man jene Menge Kohlendioxid, die im verbauten Holz gespeichert ist, in die Ökobilanz mit ein, dann ist das Gebäude de facto CO2-neutral.
Fotos: © Regal Homes, Waugh Thistleton Architects, Daniel Shearing, b&k Structures
Pläne: Waugh Thistleton Architects