Nachhaltigkeit

NACHHALTIGKEIT MASSIVHOLZHANDBUCH 2.0

NACHHALTIGKEIT © Binderholz GmbH & Saint-Gobain Rigips Austria GesmbH 2. Auflage, März 2022 Alle Angaben dieser Druckschrift entsprechen dem neuesten Stand der Entwicklung und wurden nach bestem Wissen und Gewissen für Sie erarbeitet. Da wir stets bestrebt sind, Ihnen die bestmöglichen Lösungen anzubieten, sind Änderungen aufgrund anwendungs- oder produktionstechnischer Verbesserungen vorbehalten. Versichern Sie sich, ob Sie die aktuellste Ausgabe dieser Druckschrift vorliegen haben. Druckfehler sind nicht auszuschließen. Die vorliegende Publikation richtet sich an geschulte Fachkräfte. Eventuell enthaltene Abbildungen von ausführenden Tätigkeiten sind keine Verarbeitungsanleitungen, es sei denn, sie sind als solche ausdrücklich gekennzeichnet. Die Renderings und Schnittdarstellungen der einzelnen Aufbauten sind nicht maßstabgetreu abgebildet; sie dienen der Veranschaulichung. Unsere Produkte und Systeme sind aufeinander abgestimmt. Ihr Zusammenwirken ist durch interne und externe Prüfungen bestätigt. Sämtliche Angaben gehen grundsätzlich von der ausschließlichen Verwendung unserer Produkte aus. Sofern nicht anders beschrieben, kann aus den Angaben nicht auf die Kombinierbarkeit mit fremden Systemen oder auf die Austauschbarkeit einzelner Teile durch fremde Produkte geschlossen werden; insoweit kann keine Gewährleistung oder Haftung übernommen werden. Bitte beachten Sie auch, dass unsere Geschäftsbeziehungen ausschließlich unseren allgemeinen Verkaufs-, Liefer- und Zahlungsbedingungen (AGB) in der aktuellen Fassung zugrunde liegen. Unsere AGB erhalten Sie auf Anfrage oder finden Sie im Internet unter www.binderholz.com und www.rigips.com. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit und wünschen Ihnen stets gutes Gelingen mit unseren Systemlösungen. Herausgeber Binderholz GmbH und Saint-Gobain Rigips Austria GesmbH Technische Umsetzung Dipl.-Ing. (FH) Tim Sleik, Dipl.-Ing. Christian Kolbitsch und Dipl.-Ing. (FH) Jens Koch Grafische Umsetzung Werbeagentur Goldfeder − Jasmin Brunner Fotos binderholz, Rigips Austria, b&k structures, www.christof-reich.com, Daniel Shearing HOTLINES: Binderholz Bausysteme GmbH Saint-Gobain Rigips Austria GesmbH Tel. +43 6245 70500 Tel. +43 1 616 29 80-517 www.binderholz.com www.rigips.com

NACHHALTIGKEIT INHALT Zukünftige Herausforderungen 4 Holz – DER nachhaltigste Roh- und Baustoff 5 Klimaschutz und Ressourcenschonung 7 Der Wald als Kohlenstoffsenke 8 Wie viel Holz wird benötigt, um 1 m³ Brettsperrholz BBS herzustellen? 9 Regionalität durch kurze Wege 10 Wirtschaftsfaktor Forst und Holz 11 Großer Wert, großer Nutzen 12 Das Zero-Waste-Prinzip von binderholz 13 Holzbau in Zahlen und Fakten 14 Ökobilanz und Kaskadennutzung von Holz 17 Ziele 19 Rohstoff Gips 20 Transparenz – Umweltproduktdeklaration 21 Multi-Komfort 22 Innovation 22 Mitarbeiterengagement im Zuge des Welterschöpfungstages 23 Kennzahlen 23 Abbildungsverzeichnis 24 Quellenverzeichnis 24

NACHHALTIGKEIT 4 NACHHALTIGKEIT Zukünftige Herausforderungen Mit 17 definierten Zielen, den sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), führt die UNECE ihre Meilensteine für eine nachhaltige Weltentwicklung auf. Diese sollen zur Bewältigung der globalen ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen beitragen (siehe Abbildung 1). Um die Erreichung dieser Ziele zu unterstützen, wurde eine Aktionskampagne gegründet. Hierbei handelt es sich um eine Sonderinitiative des UNGeneralsekretärs, welche vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen verwaltet wird. Diese wird durch die Vereinten Nationen und die Mitgliedsstaaten bei der Bekanntmachung und der Einbindung der Öffentlichkeit in die Umsetzung der SDGs unterstützt. Die SDGs gelten für alle Staaten, Unternehmen und Zivilgesellschaften und traten am 1. Jänner 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren in Kraft. Abbildung 1 – 17 SDGs der UNECE Pariser Abkommen Im Gegensatz zum Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1997 verpflichtet das Pariser Abkommen seit 2015 erstmals ausnahmslos alle Staaten dazu, einen nationalen Klimaschutzbeitrag („nationally determined contribution“, NDC) zu erarbeiten. Jeder Staat muss Maßnahmen zur Umsetzung beschließen und diesen auch nachkommen. Das Hauptziel ist das sogenannte 2-Grad-Ziel: Bis 2050 sollen die weltweiten Emissionen um 40% bis 70% reduziert werden, damit der kritische Temperaturanstieg von 2 Grad Celsius nicht überschritten wird. Außerdem wurden neue umfassende Regelungen zum Waldschutz beschlossen. Neue Formen für die internationale Kooperation auf Kohlenstoffmärkten werden etabliert und die Staaten dazu aufgefordert, sich besser an den Klimawandel anzupassen und globale Finanzflüsse so zu gestalten, dass der Klimaschutz im Vordergrund steht. Saint-Gobain bringt sich aktiv für die Umsetzung des Abkommens ein und steht mit seiner Kompetenz auch auf den weiterführenden Konferenzen und interessierten Gruppen aktiv zur Verfügung. Zusätzlich kann das Pariser Abkommen bereits durch gezielte Einzelmaßnahmen, wie zum Beispiel die konsequente Verwendung von Holz im Bauwesen, die Erreichung der Ziele forcieren.

NACHHALTIGKEIT 5 Holz – DER nachhaltigste Roh- und Baustoff Dem Grundsatz, in der Gegenwart nur so viel zu verbrauchen, dass in der Zukunft mehr zur Verfügung steht, folgend, ist und bleibt in der europäischen Forstwirtschaft die Nachhaltigkeit das oberste Ziel. So sollen die drei Basisfunktionen des Waldes (Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion) auch für die kommenden Generationen zur Verfügung stehen und erhalten bleiben. Vor ca. 300 Jahren wurde der Begriff Nachhaltigkeit durch Hans Carl von Carlowitz in seiner „Silvicultura oeconomica“ geprägt. Dieses Bewirtschaftungskonzept, das ursprünglich nur für die Forstwirtschaft entwickelt wurde, wird heute mehr denn je gelebt und gilt mittlerweile weltweit in Politik und Wirtschaft als das Modell für einen zukunftsorientierten Ressourceneinsatz. Das spiegelt sich auch in den offiziellen Zahlen der EU wider. So hat die Waldfläche in der EU binnen 15 Jahren um 2% zugenommen, was eine absolute Zunahme von rund 4 Millionen Hektar Waldfläche bedeutet. Gleiches gilt für die Forstwirtschaft und die Holznutzung der Wälder auf nationaler Ebene. In Österreich ist derzeit knapp die Hälfte der gesamten Landesfläche Wald (siehe Abbildung 2). Seit 1961 wurden 300.000 Hektar Fläche dazugewonnen, und mittlerweile kommen auf einen Einwohner 0,5 Hektar Wald. Davon befinden sich 82% in Privat- und 18% in öffentlichem Besitz. Da stetig mehr Holz nachwächst als geerntet wird, kann sich der österreichische Wald, anders als bei den Rodungen der Tropenwälder, kontinuierlich ausbreiten. Zurzeit beheimaten Österreichs Wälder 3,4 Milliarden Bäume und 65 verschiedene Baumarten mit einem Gesamtvorrat von 1,1 Milliarden Vorratsfestmetern. Von den 30,4 Millionen Festmetern, die in den österreichischen Wäldern jährlich nachwachsen, werden 25,9 Millionen Festmeter entnommen, um dem Prinzip der nachhaltigen Forstwirtschaft in Gänze gerecht zu werden. Abbildung 2 – Waldfläche der EU-Mitgliedsstaaten, Zuschnitt 51 proholz Austria Im Unterschied zum tropischen Regenwald fungiert Österreichs Wald zwar nicht als sogenannter „Regenmacher“, doch er sorgt dafür, dass das Land frisch und feucht bleibt. Die relative Luftfeuchte ist im Wald bis zu 10% höher als im Umland. Er regelt somit die klimatischen Verhältnisse, bindet Treibhausgase, schützt vor Lawinen und Hochwasser, fördert Biodiversität und dient sogar als Naherholungsgebiet. Zudem trägt er einen wesentlichen Teil dazu bei, dass das Trinkwasser im Land seine hohe Qualität behält. Deutschland gehört zu den Ländern Europas mit den größten Waldvorkommen. Insgesamt stehen in etwa 90 Milliarden Bäume in den Wäldern Deutschlands. Ein Drittel der gesamten Landesfläche ist mit Wald bedeckt – das entspricht 11,4 Millionen Hektar. Trotz sehr geringer Zunahme von 0,4% wächst der Wald immer weiter. Die Bundesländer, die über den flächenmäßig meisten Wald verfügen, sind Hessen und Rheinland-Pfalz mit 42%. Quelle: Der Wald in Deutschland Der deutsche Wald zeichnet sich durch eine hohe Biodiversität mit 90 Baum-, 1.215 Pflanzen- und 6.700 Tierarten aus. Ohne den Wald zu übernutzen, könnten im Inland jährlich bis zu 120 Millionen m³ Holz geerntet werden. Da der jährliche Holzverbrauch Deutschlands bei 135 Millionen m³ liegt, müssen 11% des verbrauchten Holzes imporFinnland 75% Finnland 77% Österreich 48% Italien 37% Deutschland 31% Ungarn 22% Schweden 68% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% Österreich 47% Slowakei 41% Tschechien 33% Italien 32% Deutschland 31% Frankreich 30% Ungarn 19% EU 19% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% EU 42%

NACHHALTIGKEIT 6 tiert werden. Der jährliche Holzzuwachs liegt laut der dritten Bundeswaldinventur bei 121,6 Millionen m³ Holz. Das entspricht vergleichsweise dem Vierzigfachen der Cheopspyramide. Umgerechnet wachsen so jede Sekunde im deutschen Wald 3,8 m³ Holz nach. Der Gesamtvorrat an Holz, der im deutschen Wald steht, beträgt 3,7 Milliarden m³. Somit verfügt Deutschland über die höchsten Holzvorräte in Europa. Quelle: Holzstoffbilanz Deutschland 77% der gesamten Landfläche von Finnland ist mit Wald bedeckt, das bedeutet, auf jeden Einwohner kommen 4,2 Hektar Waldfläche. Fast die Hälfte der finnischen Wälder besteht aus Kiefern, der restliche größte Teil unterteilt sich in Fichten, Moor-Birken und Hänge-Birken. Die Mehrheit der Wälder Finnlands sind Mischwälder, beheimaten somit mehr als nur eine Spezies. Insgesamt sind in Finnland 30 verschiedene heimische Spezies zu finden. Auch in der finnischen Forstwirtschaft wird nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit gewirtschaftet, da der jährliche Zuwachs der Wälder um 30% über den jährlichen Holzerntemengen liegt. Somit nimmt der finnische Wald stetig zu, und das gilt für alle Baumarten und Waldgebiete Finnlands. Seit einigen Jahren hat der jährliche Zuwachs die 100-MillionenKubikmeter-Marke überschritten. Im Jahr 2014 zum Beispiel betrug der Zuwachs 104 Millionen m³. Das Gesamtvolumen des finnischen Waldes lag 2014 bei 2.360 Milliarden m³ und seit Anfang des 21. Jahrhunderts haben die Holzvorräte Finnlands um 60% zugenommen. Quelle: Finnlands Wälder Garantierte Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette – Chain of Custody (CoC) Um die Vorteile der nachhaltigen und ressourcenbewussten europäischen Forstwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette für den Endnutzer zu garantieren, bedarf es einer konsequenten Überwachung entlang der Liefer- und Produktionskette – vom Baum bis zum Kunden! Auf Ebene der EU-Mitgliedsstaaten sorgen länderspezifische Waldgesetze für die Einhaltung einer nachhaltigen und angepassten Forstwirtschaft. Diese werden im internationalen Wirtschaftsraum in Form eines gesetzlichen Rahmens durch die Europäische Union gewährleistet, um eine konsequente Kontrolle und Überwachung der nachhaltigen Lieferkette zu ermöglichen. Der FLEGT-Aktionsplan und die EUTR Mit dem FLEGT-Aktionsplan (Forest Law Enforcement, Governance and Trade) hat die EU einen breiten Maßnahmenkatalog beschlossen, um das globale Problem des unkontrollierten und illegalen Holzeinschlags wirkungsvoll zu bekämpfen. Ein wichtiger Punkt im FLEGTAktionsplan ist dabei die Europäische Holzhandelsverordnung (EUTR = European Timber Regulation). Im Kern fordert diese von allen europäischen Marktteilnehmern, sich ihrer Verantwortung bei der weltweiten Beschaffung von Holz und Holzprodukten zu stellen, um so auf lange Sicht eine nachhaltige Lieferkette aufbauen zu können. Das Gesetz, das am 3. März 2013 in Kraft trat, fordert vor allem von den in die Europäische Union importierenden Unternehmen zentrale Nachweise für den Ausschluss von illegalen Holzquellen. Dazu muss jeder Importeur ein betriebliches Sorgfaltspflichtverfahren umsetzen, das sich auf drei zentrale Säulen stützt: • Informationsbeschaffung • Risikobewertung • Risikominderung Quelle: FLEGT-Genehmigungssystem Unabhängige Zertifizierung der Lieferkette Neben den strengen staatlichen Kontrollgremien können sich die Unternehmen der Holzwirtschaft zusätzlich von unabhängigen Zertifizierern prüfen lassen. Hierfür stehen diverse Anbieter wie beispielsweise PEFC oder FSC zur Verfügung. PEFC ist die größte Institution zur Sicherstellung und Vermarktung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Gesorgt wird für eine nachhaltige, pflegliche und verantwortungsbewusste Waldbewirtschaftung. So bleiben unsere Wälder auch zukünftigen Generationen erhalten – als Lebensgrundlage, Arbeitsplatz und Erholungsraum. Ziel ist es, die Waldbewirtschaftung ständig zu verbessern, den Wald zu erhalten sowie seine positiven Wirkungen auf die Umwelt zu sichern. Dank eines Akkreditierungsverfahrens nach internationalen Standards wird die Unabhängigkeit der Zertifizierungsstellen in besonders hohem Maße gewährleistet. Im Vordergrund steht die Ermöglichung einer fairen Teilnahme aller Waldbesitzer, unabhängig von der Größe ihres Betriebes, sowie die Rücksicht auf die Vielfalt der Waldökosysteme, des Kulturerbes und der Eigentumsstrukturen. PEFC ist das erste System, das soziale Kriterien nicht nur bei der Waldzertifizierung, sondern auch bei der Produktkettenzertifizierung (Chain of Custody) integriert hat.

NACHHALTIGKEIT 7 Photosynthese Sonnenenergie CO2 O2 O2 Verrottung Verbrennung C Klimaschutz und Ressourcenschonung Kohlenstoffkreisläufe in der Natur Die Kohlenstoffkreisläufe in nahezu allen Ökosystemen werden maßgeblich durch die Photosynthese geprägt, da hierdurch allen Lebewesen energiereiche Baustoffe und Energiequellen geliefert werden. Im Zuge der Photosynthese nehmen Pflanzen während des Wachstums aus der Luft Kohlenstoffdioxid (CO2) und aus dem Boden Wasser und Nährstoffe auf und bauen daraus deren Wachstums- und Strukturgerüst auf. Bei Bäumen liegt dieses Grundgerüst in Form von Holz vor. Während des Photosynthese-Prozesses wird mithilfe von Licht das energiearme Sauerstoffmolekül in den grünen Blättern der Pflanzen zerlegt. Der für die meisten Lebewesen lebensnotwendige Sauerstoff (O), der auf diese Weise als Spaltprodukt entsteht, wird wieder an die Umgebung abgegeben. Der Kohlenstoff (C) hingegen dient dem organischen Aufbau des Baumes und bleibt für seine gesamte Lebensspanne in Form von Biomasse gebunden. So wird der Atmosphäre kontinuierlich durch die Pflanzen das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) entzogen (siehe Abbildung 3). Als Biomasse versteht man Holz, Blätter, Wurzeln und Humus. Sobald die Biomasse abstirbt, wird durch die Zersetzung wieder Kohlenstoffdioxid freigesetzt, und der natürliche Kreislauf schließt sich. Abbildung 3 – Kohlenstoffkreisläufe in der Natur Zertifizierung bei binderholz Die Rückverfolgbarkeit der Holzherkunft und der Ausschluss von Raubbau sind die Grundlagen der Zertifizierung und garantieren so die Förderung einer sozial- und umweltverträglichen Waldwirtschaft. Die Vielfalt der Pflanzen und Tiere bleibt so erhalten, und auf die sozialen Interessen der Menschen wird Rücksicht genommen. Da auch die weiterverarbeitenden Unternehmen zertifiziert sind, bleibt der Zertifizierungsstatus bis hin zum Endkunden erhalten. Die Waldbesitzer können nicht nur deren Wälder direkt von einer Zertifizierungsstelle zertifizieren lassen, sondern die Rundholzabnehmer können zudem Holz aus nicht zertifizierten Wäldern anhand eines eigens entwickelten Sorgfaltspflichtsystems, welches vorab von einer Zertifizierungsstelle akkreditiert wurde, in Kooperation mit den Waldbesitzern bewerten und bei Unklarheiten von der weiteren Verarbeitung ausschließen. Alle Produkte von binderholz sind zu 100% PEFC-zertifiziert oder aus Holz erzeugt, welches aus PEFC-kontrollierten Quellen stammt. Die Umsetzung der strengen Kriterien des PEFC und eine permanente interne Eigenüberwachung der Rund- und Schnittholzströme in Kombination mit einer jährlichen Fremdüberwachung vor Ort durch ein unabhängiges Zertifizierungsinstitut dienen dazu, die Ziele einer nachhaltigen Holznutzung und somit die Vorgaben des PEFC zu erfüllen. Aufgrund des nachhaltigen und ressourcenschonenden Vorgehens der europäischen Forstwirtschaft, das von einem streng kontrollierten gesetzlichen Rahmen überwacht wird, ist das Bauen mit Holz in jeder Hinsicht sinnvoll. Holz steht in unseren Breiten überall ausreichend zur Verfügung und ist ein natürlicher Rohstoff, von dem kontinuierlich mehr nachwächst als geerntet wird. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Holzwirtschaft seit jeher in Europa fest verwurzelt ist.

NACHHALTIGKEIT 8 Der Wald als Kohlenstoffsenke In Zeiten steigender CO2-Emissionen, bedingt durch verstärkte anthropogene Emissionen, sind durch eine geregelte Forstwirtschaft gepflegte und stabile Wälder, wie sie in ganz Nord- und Zentraleuropa zu finden sind, einer der bedeutendsten Faktoren bei der Reduzierung der CO2-Belastung in der Atmosphäre. Wie wichtig eine geregelte Bewirtschaftung der Wälder durch die Forstwirtschaft ist, zeigt die untenstehende Grafik (siehe Abbildung 4). Während in einem nicht bewirtschafteten Wald die Kohlenstoffbilanz, bedingt durch das Absterben und Verrotten der Bäume, ausgeglichen bleibt, läuft die Bilanzierung in einem bewirtschafteten Wald anders ab: Durch die Holzernte bleibt der Kohlenstoff im geernteten Holz weiterhin gespeichert – die Verrottungsphase wird somit einfach ausgelassen. Würde man die Bewirtschaftung der Wälder einstellen, gäbe es weder Holzprodukte, die zusätzlichen Kohlenstoff speichern, noch Bioenergien, die fossile Energieträger ersetzen könnten. Somit würde die Erderwärmung noch schneller voranschreiten. Daher sind nicht bewirtschaftete Wälder weniger gut für die Atmosphäre als bewirtschaftete. Denn das Holz kann nicht genutzt werden, und durch die natürliche Verrottung wird das CO2, welches der Baum während seiner Wachstumsphase aufgenommen hat, wieder an die Atmosphäre abgegeben. CO2-Sequestration – langfristige Einlagerung und Speicherung von Kohlenstoff Aufgrund der langfristigen Speicherfähigkeit der Bäume auch nach der Ernte tragen nicht nur die Wälder, sondern vor allem auch Bauwerke, Möbel oder sogar Spielzeug aus Holz als Kohlenstoffspeicher zur Reduktion des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre bei. Als Faustwert werden in 1 m³ Holz nahezu eine Tonne CO2-Äquivalente aus der Atmosphäre gespeichert. Hochgerechnet sind damit im österreichischen Wald ca. 3 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente gespeichert. Das ist fast 35-mal so viel, wie in Österreich jährlich an Treibhausgasen emittiert wird. Bäume binden Kohlendioxid und speichern es über einen langen Zeitraum als biogenen Kohlenstoff. Jeder genutzte Stamm schafft Platz für neue Bäume und vermehrt den Kohlenstoffspeicher im Holz. Bauen mit Holz macht somit in jeder Hinsicht Sinn, zumal Holz in unseren Breiten überall ausreichend zur Verfügung steht. Gleichzeitig ist es ein natürlicher und nachhaltiger Rohstoff, der als Kreislaufwerkstoff einer umfassenden Nutzungskaskade unterliegen kann. Abbildung 4 – Auswirkungen der Kohlenstoffsenke zwischen dem Wirtschaftswald und dem Urwald, Zuschnitt 65, proHolz Austria Wälder speichern große Mengen an Kohlenstoff und sind daher wichtig für den globalen Kohlenstoffkreislauf. Seit 1960 hat sich der CO2-Anteil in der Atmosphäre von 218 ppm auf aktuell ca. 385 ppm um 0,039 Prozent erhöht. Ohne CO2 in der Atmosphäre hätten wir eine durchschnittliche Welttemperatur von –16 °C und nicht wie derzeit ca. +15 °C. In Österreich hat die Jahresmitteltemperatur seit 1960 um 1,5 °C zugenommen, während sich die jährlichen Niederschläge im Mittel nicht verändert haben. Wald puffert große Mengen an CO2 und ohne Wald hätten wir eine um 30 Prozent höhere CO2-Konzentration. Die globale Waldfläche ist damit gemeinsam mit den Ozeanen der wichtigste „Klim puffer“ und Wald rhaltu g bzw. ei e Erweit rung der Waldflächen ist Teil des Klimaschutzes. Was bewirkt Waldwirtschaft? Waldökosysteme binden Kohlenstoff. Mit der Kompostierung von abgestorben Biomass se zen Wälder Kohlenstoff f ei. Großflächige, vom Menschen unbeeinflusste Waldökosysteme (Urwälder) binden in etwa die gleiche Menge Kohlenstoff, die sie durch Abbauprozesse freisetzen. Ein 300 Hektar großer Urwald mit einer idealen Altersklassenverteilung ist CO2-neutral und hat somit auch keine Senke l istung. Waldwirtschaft hingegen nutzt Holz am Ende der Optimalphase und führt es idealerweise im Sinne einer sogenannten kaskadischen Verwendung der gesellschaftlichen Nutzung zu. Am Ende des Prozesses verrottet dann Holz wieder bzw. wird für die Energieerzeugung v rwendet. Damit werden fossile E ergieträger (Erdöl, Erdgas) subsituiert und durch die erneuerbare Ressource Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft ersetzt. Im Gegensatz zu einem Urwald hat ein 300 Hektar großer Wirtschaftswald mit idealer Altersklassenverteilung aufgrund von Substitutionseffekten (Ersatz vo fossil m C) einen positiven Effekt. Im Gegensatz zum Urwald wird C bzw. CO2 nicht durch Zersetzungsprozesse freigesetzt, sondern geerntet und erst wieder im Zuge der energetischen Nutzung an die Atmosphäre abgegeben. Das Kyoto-Protokoll Die international wichtigste Vereinbarung zum Klimaschutz ist das Kyoto-Protokoll. Ein wichtiges Ziel des Kyoto-Protokolls ist die Erhaltung der globalen Waldfläche, die außer in Europa aufgrund der Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen und Siedlungsraum für die wachsende Bevölkerung abnimmt. Österreich hat sich bei der Klimakonferenz im japanischen Kyoto zu einer Reduktion des CO2-Ausstoßes bis 2012 um 13 Prozent, bezogen auf das Niveau von 1990 (79 Mio. t CO2), verpflichtet. Seit Februar 2005 gilt diese Vereinbarung. Im Jahr 2012 wäre für Österreich ein Ausstoß von 68,87 Mio. t CO2 erlaubt gewesen, tatsächlich betrug dieser 80,2 Mio. t. Hauptverursacher waren der Verkehr (ca. 30 Prozent) und die Industrie (29 Prozent). Auch wenn in Österreich die Waldfläche jährlich um 7.000 Hektar zunimmt und damit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet wird, muss Österreich den CO2-Ausstoß senken, um die Klimaziele zu erreichen. Dazu sind auch die Förderung erneuerbarer Energien sowie der Verwendung von Holz, das in Gebäuden, Möbeln etc. als „Zwischenlager“ für Kohlenstoff dient, notwendig. Diese „Zwischenlagerung“ bzw. „kaskadische“ Verwendung von Holzprodukten verringert den CO2-Gehalt in der Atmosphäre. Es wir eine Intensivieru g der Waldwirtschaft erwartet, wobei auf die Nachhaltigkeit zu achten ist. Reisig und Äste müssen im Wald verbleiben, damit es zu keinen Degradierungen der Standorte kommt. Huber t Hasenauer ist Professor für Waldbau und Leiter des Instituts für Waldbau an r Universität für Bodenkultur in Wien. Seine Forschungsinteressen sind Waldbewir tschaf tungskonzepte und Kohlenstoffkreisläufe sowie die Weiterentwicklung und Anwendung von Ökosystemmodellen in der Klimafolgenforschung. I – Optimalphase: Hier f indet das größte Volumenwachstum statt und der Wald speicher t große Mengen an Kohlenstof f. Der Wald ist eine Kohlenstof fsenke. II – Zer fallsphase: Der Wald hat seine physiologische Altersgrenze erreicht , Bäume sterben, ver faulen und geben Kohlenstof f an die Atmosphäre ab. Der Wald ist eine Kohlenstof fquelle. III – Verjüngungsphase: Der Wald bef indet sich am Ende der Zer fallsphase mit viel Verjüngung. Der Wald ist kohlenstof fneutral, weil Abbau- und Wachstumsprozesse in etwa gleich sind. Hubert Hasenauer Der Wirtschaftswald Kohlenstoff wird gebunden, Umtriebszeit 150 Jahre, Kohlenstofffreisetzung er folgt nicht im Wald. Der Urwald Kohlenstoff konstant, man sieht einen vollen Lebenszyklus von 300 Jahren, keine Bewir tschaf tung. 0 50 100 150 200 250 300 Jahre I II III 350 300 250 200 150 100 50 0 Kohlenstoff (t ⁄ ha⁄ a) CO2 Kohlenstof fspeicher im Wald Wachstum und Entnahme Kohlenstof fspeicher im verbauten Holzprodukt stetiges Wachstum durch langfristige Nutzung C C C C C C C C C C C C C C C

NACHHALTIGKEIT 9 Abbildung 5 – Die Dalston Lane in London: BBS bindet in diesem Projekt ca. 3.000 Tonnen CO2, das entspricht ca. 1.500 Flügen von London nach New York City. Wie viel Holz wird benötigt, um 1 m³ Brettsperrholz BBS herzustellen? Für die Herstellung von hochwertigem Brettsperrholz BBS können nur geeignete Bretter mit gewissen Festigkeitseigenschaften wie auch Oberflächenqualitäten verwendet werden. Aus diesem Grund benötigt man ca. 2,3 m³ Rundholz für 1 m³ Brettsperrholz BBS. Diese Menge Holz wächst alleine in Österreichs Wäldern bereits nach 2,3 Sekunden wieder nach. Doch was passiert aus dem Rest des Holzes? Vor dem Schneiden des Holzes in unseren Zerspanungssägewerken wird die Rinde, ca. 10% des Volumens, vom Baumstamm entfernt und direkt am Sägewerksstandort zu Bioenergie umgewandelt. Diese Energie wird in Ökostrom wie auch Wärme zum Trocknen unserer Hölzer umgewandelt. 58% des Stammes können zu hochwertigen Massivholzprodukten weiterverarbeitet werden. 0,7% des Volumens eines Stammes werden dem Holz dann noch durch die Trocknung in unseren Trockenkammern entzogen. Weitere 20% fallen beim Aufschneiden oder Hobeln der einzelnen Bretter weg, diese wandeln wir erneut in Sägenebenprodukte um. Somit fällt bei der Produktion von Brettsperrholz BBS kein Abfall an, der gesamte Stamm wird sinnvoll verarbeitet. Da das Holz außerdem aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt, ist der Bau von Massivholzhäusern auch für unseren Wald kein Problem, ganz im Gegenteil sogar. Bewirtschaftete Wälder haben noch mehr CO2-Speicherwirkung als unbewirtschaftete und leisten dadurch einen noch größeren Beitrag zum Klimaschutz. 4.500 m³ binderholz Brettsperrholz BBS, also die komplette Dalston Lane (siehe Abbildung 5), wächst allein im österreichischen Wald innerhalb von nur 2 Stunden und 52 Minuten wieder nach. Wer ein Massivholzhaus baut, tut somit nicht nur sich, sondern auch dem Wald und der gesamten Umwelt etwas Gutes. Beispiele zur CO2-Speicherung bei Gebäuden Wären 10% aller Häuser in Europa aus Holz gebaut, würde sich die Kohlenstoffemission um ganze 1,8 Millionen Tonnen (rund 2% der gesamten Kohlenstoffemissionen) pro Jahr reduzieren. Durch das verheerende Erdbeben in L'Aquila (Italien, 2009) hatten 70.000 Menschen kein Obdach mehr. Der Wiederaufbau sollte in einer qualitativ hochwertigen und erdbebensicheren Bauweise erfolgen. Als Sieger des internationalen Ausschreibungsverfahrens ging binderholz Brettsperrholz BBS hervor. Insgesamt wurden 11.000 m³ BBS geliefert und damit 29.600 m² Wohnfläche geschaffen. Pro Minute wachsen im österreichischen Wald 40 m³ Holz nach. So dauert es nur 7 Stunden, bis das nach L'Aquila gelieferte Holz im österreichischen Wald nachgewachsen ist. In diesen 11.000 m³ sind 25.300 Tonnen CO2 langfristig gespeichert. Das ist so viel CO2, wie 1.000 Europäer bzw. 5.000 Autos pro Jahr durchchschnittlich emittieren (siehe Abbildung 6). Jeder Kubikmeter Holz, der als Ersatz für andere Baustoffe dient, reduziert die CO2-Emissionen in der Atmosphäre um durchschnittlich 1,1 Tonnen. Wenn man dies zu der einen Tonne CO2 hinzufügt, die im Holz gespeichert ist, werden mit einem Kubikmeter Holz insgesamt ca. zwei Tonnen CO2 gespeichert. © b&k structures

NACHHALTIGKEIT 10 Regionalität durch kurze Wege Die Forst- und Holzwirtschaft ist in der Regel sehr stark mit regionalen Arbeitnehmern besetzt und nutzt das Rohstoffaufkommen vor Ort. So bietet die Branche abseits der großen Metropolen umfangreiche Arbeitsplätze und Berufsmöglichkeiten, sichert gleichzeitig eine langfristige regionale Wertschöpfung und führt zu einer zusätzlichen Stärkung und Förderung durch Investitionsprogramme der Unternehmen innerhalb der Regionen. Direkte Anfahrtswege bei der Holzernte und kurze Transportwege für die Entstehung von Holzprodukten oder deren Halberzeugnissen tragen zusätzlich zur Reduktion von CO2-Emissionen bei. Gleiches gilt für die Produktion der bekannten Gipskartonplatten. Seilbahntransport Rund 15 Straßenkilometer trennen den Bergbau in Grundlsee vom Gipskartonplattenwerk in Bad Aussee (siehe Abbildung 7). Die Seilbahn erspart der Umwelt jährlich 22.800 LKW-Fahrten auf dieser Strecke und somit mehr als 350 Tonnen an CO2-Emissionen. Auch bei den Exporttransporten ist Holz emissionssparsam, denn Holztransporte auf der Straße werden ab Distanzen von 150 km unwirtschaftlich und finden deshalb meist auf der Schiene statt. Zusätzlich trägt das exportierte Holz in den Importländern zur Einsparung von CO2-Emissionen bei – denn auch dort substituieren sie energieintensive Baustoffe. Konsum im Alltag – CO2-Emissionen FLUG hin und zurück München – Mallorca München – Teneriffa München – New York 0,5 Tonnen 1,2 Tonnen 2,4 Tonnen AUTOFAHRT 12.000 km Kleinwagen, Benzin Kleinwagen, Diesel Offroader SUV, Benzin Offroader SUV, Diesel 2,8 Tonnen 3,0 Tonnen 6,7 Tonnen 7,2 Tonnen ERNÄHRUNG pro Jahr fleischbetont vegetarisch vegan 1,6 – 3,2 Tonnen 0,9 – 1,8 Tonnen 0,8 – 1,6 Tonnen Abbildung 6 – CO2-Konsum im Alltag Abbildung 7 – Seilbahn des Gipskartonplattenwerks in Bad Aussee | Österreich

NACHHALTIGKEIT 11 Wirtschaftsfaktor Forst und Holz In Österreich verdienen rund 280.000 Menschen ihr tägliches Brot in der Forst- und Holzwirtschaft, sei es direkt im Forst, in Sägewerken oder der weiterführenden holzverarbeitenden Industrie. In dieser Zahl sind die Beschäftigten in den nur mittelbar mit der Holzindustrie verbundenen Branchen wie Holz- und Baustoffhandel noch gar nicht mitgezählt. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Deutschland ab, hier sind allein in der Holzwirtschaft 648.000 Beschäftigte zu finden. Summiert man die Beschäftigten des gesamten Clusters Forst und Holz auf, so liegt die Zahl sogar über den Beschäftigungszahlen der Metall- und Elektroindustrie (siehe Abbildung 8). Die Holzindustrie in Österreich zählt ca. 1.500 Betriebe, wobei die große Mehrheit, nämlich 1.200, Sägewerke sind. Die wichtigsten Sparten – was den Produktionsausstoß betrifft – sind die Sägeindustrie, die Möbelindustrie, das Bauwesen, die Holzwerkstoffindustrie – und wie könnte es in Österreich auch anders sein – die Skiindustrie. Durch verschiedenste technische Innovationen, die zunehmende Automatisierung und fortschreitende Digitalisierung haben sich in den vergangenen Jahren die Berufsbilder und die Personalanforderungen stark verändert. Dementsprechend groß ist die Fülle an Berufsmöglichkeiten, die in der Branche vertreten sind: Die Bandbreite reicht von Forstwirten und Holztechnikern über Industriekauffrauen und Informatikern bis hin zu Controllern, Juristen und Marketing-Fachleuten. Abbildung 8 – Beschäftigte im Cluster Forst & Holz in Deutschland Cluster Forst & Holz Tausend Beschäftigte Maschinen- & Anlagenbau 978 841 742 648 434 Forstwirtschaft Druckerei & Verlage Holzwirtschaft 1.107 Elektrotechnik- & Elektronikindustrie Automobilindustrie Holzwirtschaft Chemie- & Pharmaindustrie 800 900 1.000 1.100 1.200 700 600 500 400 300 200 100 Cluster Forst & Holz Tausend Beschäftige Manschin n- & Anlagenbau 978 841 742 648 434 Forstwirtschaft Druckerei & Verlage Holzwirtschaft 1.107 Elektrotechnik- & Elektronikindustrie Automobilindustrie Holzwirtschaft Chemie- & Pharmaindustrie 800 900 1.000 1.100 1.200 700 600 500 400 300 200 100

NACHHALTIGKEIT 12 Großer Wert, großer Nutzen Die deutsche Sägeindustrie beziffert den jährlichen Umsatz der 2.000 Betriebe auf rund 5 Milliarden Euro. Im Jahr 2017 lag der nachhaltige Gesamtjahreseinschlag der deutschen Forstwirtschaft bei rund 53 Millionen Festmetern Holz ohne Rinde. Hiervon wurden ca. 35 Millionen Festmeter Rundholz von der deutschen Sägeindustrie eingeschnitten und weiterverarbeitet. In Österreich erwirtschaftet die gesamte Holzindustrie jährlich 6,12 Milliarden Euro. Mehr als 70% der heimischen Produkte werden exportiert – hauptsächlich in die EU, wobei ein Großteil auf die Nachbarländer Deutschland und Italien entfällt. Mit einem Exportüberschuss von 3,08 Milliarden Euro liegt die österreichische Holzindustrie als Devisenbringer praktisch gleichauf mit dem Tourismus. Von den über 17 Millionen Erntefestmetern Holz ohne Rinde, die aus österreichischen Wäldern jährlich geerntet werden, geht der Großteil zunächst an die Sägeindustrie, die das Rohprodukt Rundholz für die weiterverarbeitenden Industrien, wie zum Beispiel die Möbelhersteller oder die Bauindustrie aufbereitet. 63% der jährlichen Nadelholzerntemenge von 14,57 Millionen Erntefestmetern gehen an die Sägewerke, 16% finden Verwendung im Industrieholzbereich und 21% werden energetisch verwertet (siehe Abbildung 9). Der Nadelholzeinsatz von 98% in der Sägeindustrie überwiegt den von Laubholz mit 2% deutlich. Ähnlich der deutschen Holzindustrie ist die österreichische Holzwirtschaft ebenfalls auf Rundholzimporte angewiesen, um den steigenden Bedarf decken zu können. Abbildung 9 – Holzeinschlag in Österreich in EFM ohne Rinde, Holzeinschlagsmeldung für das Jahr 2015 Energie Industrieholzbereich Sägewerke 21% Energie 16% Industrieholzbereich 63% Sägewerke 66% 24% 10% 63% 16% 21% Energie Industrieholzbereich Sägewerke 21% Energie 16% Industrieholzbereich 63% Sägewerke 66% Energie 24% Industrieholzbereich 10% Sägewerke 63% 16% 21%

NACHHALTIGKEIT 13 Das Zero-Waste-Prinzip von binderholz Das oberste Ziel von binderholz ist es, den Rohstoff Holz optimal zu nutzen. Daher wird jeder Teil des Rundholzes bei binderholz seiner effizientesten und ressourcenschonendsten Verwendung zugeteilt. So wird das entstandene Schnittholz aus dem Sägewerk in konstruktive Massivholzbauteile wie Massivholzplatten, Brettschichtholz oder Brettsperrholz BBS weiterverarbeitet, die wiederum im modernen Holzbau eingesetzt werden. Um die Nutzungsdauer, die sogenannte Kaskade von Holzprodukten, zu verlängern, bieten sich zusätzliche Verwendungsmöglichkeiten an: Die Nebenprodukte, die bei der Schnittholzproduktion anfallen, wie etwa Rinde, Hackschnitzel oder Sägespäne können als Energieträger zur klimaneutralen Erzeugung von Strom und Wärme in Biomasseheizkraftwerken genutzt werden oder in Form von Pellets und Briketts als Biobrennstoffe für Privathaushalte erworben werden. Als weitere Einsatzmöglichkeit für diese Nebenprodukte bietet sich die Weiterverarbeitung in der Holzwerkstoff- oder Zellstoffindustrie an. Somit wird das Rundholz zu 100% genutzt, und es entsteht kein umweltbelastender Abfall (siehe Abbildung 10)! Durch versierte Holzbauunternehmen, Holzbauingenieurbüros und Architekten wird das auf diese Weise erzeugte Schnittholz der bestmöglichen Verwendung im Bauwesen zugeführt – dadurch entstehen energieeffiziente Holzhäuser, mehrgeschoßige Wohnbauprojekte oder sogar Hochhäuser aus Holz! Abbildung 10 – Zero-Waste-Prinzip 100% SELBSTVERSORGUNG ALLER PRODUKTIONSSTANDORTE BAUINDUSTRIE HANDEL VERARBEITER DIY VERBRAUCHER Schnittholz Profilholz Hobelware Gartenholz SÄGEPRODUKTE HOLZBAUPRODUKTE binderholz Brettsperrholz BBS Brettschichtholz BSH Konstruktionsvollholz KVH® Massivholz- und Konstruktionsplatten SÄGEWERKE RECYCLING THERMISCHE NUTZUNG WIEDERVERWENDUNG BIOENERGIE SÄGENEBENPRODUKTE Ökostrom Fernwärme Biobrennstoffe Pferdestreu Pressspanpaletten und -klötze Sonnenenergie Atmosphäre FORSTDIENSTLEISTER AUFFORSTUNG

NACHHALTIGKEIT 14 Holzbau in Zahlen und Fakten Alle 40 Sekunden wächst in den österreichischen Wäldern so viel Holz nach, dass ein komplettes Einfamilienhaus daraus gebaut werden könnte. Eine Sekunde dauert es, bis in Österreich ein Kubikmeter Holz nachgewachsen ist. Das wäre ausreichend Baustoff für 2.160 Einfamilienhäuser pro Tag. In einem Jahr wächst in Österreich ausreichend Holz für 788.400 Häuser, ohne dass bestehender Waldbestand geerntet wird. Gebäude aus Holz kann man nach neuesten Erkenntnissen bis zu 20 Stockwerke hoch bauen. Eines der mit neun Geschoßen höchsten Holz-Wohngebäuden der Welt steht in London und wurde bereits 2008 von einem österreichischen Unternehmen errichtet: die Dalston Lane. Internationale Studien bescheinigen dem Holzbau eine großartige Zukunft. War bis vor Kurzem die ökologische Komponente ausschlaggebend, so kommen nun zunehmend handfeste ökonomische Argumente ins Spiel. Diese These wird durch die bereits hohen Holzbauquoten in verschiedenen Ländern und dem weiter steigenden Holzanteil im Bauwesen untermauert (siehe Abbildung 11). Abbildung 11 – Holzbauquoten ausgewählter Länder, Holzforschung München Holz ist ein Hochleistungswerkstoff mit hervorragenden technischen Eigenschaften und langfristigen Energie und Kohlenstoffeffekten. Er steht für innovatives, flexibles, hochwertiges und wirtschaftliches Bauen. Wer ein Holzhaus baut, gleicht damit 8 Jahre lang seine gesamte CO2 Bilanz aus. Florian Lichtblau, Architekt der Neuen Werkstätten in Lindenberg i.A. Holzbauquote Neubau Der Anteil an Eigenheimen, bei deren Konstruktion überwiegend der Baustoff Holz verwendet wird. Sinnvolle Materialkombination Bereits eine Erhöhung des Holzanteiles pro Gebäude ist aktiver Klimaschutz. aktuell in Deutschland 15% Zukunft in Deutschland? 40% 35% in Österreich 50% in Skandinavien 80% in den USA Deutschland 1991 8% © www.christof-reich.com

NACHHALTIGKEIT 15 Holzbau: Holz und seine Vorteile Holz ist der am häufigsten gewählte Baustoff, wenn es um Niedrigenergie- und Passivhäuser geht. Aus gutem Grund, wie Experten wissen. Holz schafft es, die bauphysikalischen Anforderungen in höchstem Maße zu erfüllen. Viele Menschen entscheiden sich für Holz aufgrund seiner raumklimatischen Eigenschaften: der angenehmen Oberflächentemperatur und der Fähigkeit, Temperatur und Feuchtigkeitsspitzen auszugleichen. Holz wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden der Menschen und damit auf ihre Gesundheit aus – auch das ist ein wirtschaftlicher Faktor. Projekte wie zum Beispiel der Wiederaufbau der Erdbebenregion rund um L’Aquila in Italien beweisen eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit der Massivholz-Systembauweise. Holz hat von allen Baustoffen das beste Verhältnis zwischen Gewicht und Tragkraft. Damit lassen sich in Holzbauweise Gebäude an besonders schwierigen Grundstücken, wie etwa an einem Bergrücken im Tiroler Zillertal, ebenso realisieren wie eine innerstädtische Nachverdichtung in Form von Dachaufbauten auf Gründerzeithäusern in der Wiener Innenstadt. Bauen im Bestand: renovieren, modernisieren und verdichten mit Holz Für das Bauen im Bestand bietet der massive Holzbau in Kombination mit Trockenbausystemen aufgrund der Möglichkeit der Vorfertigung und der damit verbundenen kurzen Bauzeiten, des geringen Gewichts, der positiven CO2-Bilanz und des ökologischen Profils große Vorteile gegenüber anderen Baustoffen. Die thermische Sanierung von Gebäuden wird seit Jahren von Ländern und Gemeinden gefördert. Bauliche Verbesserungen gelten als effektives Mittel, um den Ausstoß von CO2 zu reduzieren. Gut gedämmte Bauteile aus Massivholz, die in kurzer Zeit vor Ort montiert werden können, stellen eine interessante Alternative zu den gängigen Methoden dar. Es stehen in dichtbesiedelten Städten kaum noch Flächen für Neubauten zur Verfügung. Bestehende Gebäude bieten ein großes Potenzial zur Modernisierung und Nachverdichtung. Im Bestand sind Bauweisen gefragt, die wirtschaftlich, schnell, störungsarm und präzise umgesetzt werden können. Der Holzbau bietet dazu in unterschiedlichen Vorfertigungsstufen Lösungen an (siehe Abbildung 12). Die Verwendung massiver, vorgefertigter Bauelemente aus BBS erspart lange Bauzeiten vor Ort und führt damit zu weniger Störungen der Betriebsabläufe oder des Wohnumfeldes. Denn es sind neben demWohnbau gerade auch die öffentlichen Gebäude wie Schulen, Kindergärten und Verwaltungsbauten, die im Betriebszustand saniert werden müssen. Hier hat der Einsatz möglichst komplett vorgefertigter Bauteile entscheidende Vorteile. Abbildung 12 – Bauen mit Holzelementen im Bestand, proHolz Austria Aufstockung Vertikale Verdichtung des Gebäudebestandes unter Ausnutzung der Reserven der vorhandenen Tragstruktur Anbau Räumliche Erweiterung in horizontaler Richtung Füllung Räumliche Schließung von Baulücken Hülle Verbesserung und / oder Ersatz der vorhandenen Gebäudehülle (Dach /Wand) zur energetischen Modernisierung

NACHHALTIGKEIT 16 Wirtschaftlichkeit von Massivholzbauten Der hohe Grad an innerbetrieblicher Vorfertigung bei der Herstellung von Holzbauelementen ermöglicht eine wetterunabhängige und standardisierte Produktion bei gleichbleibender und überprüfbarer Qualität. In den Produktionshallen herrscht gleichmäßige Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Die Monteure arbeiten unter guten Rahmenbedingungen, wobei die nachfolgenden Gewerke wie Elektro- und Sanitärinstallationen soweit vorbereitet werden, dass der Baufortschritt auf der Baustelle koordiniert und zügig vorangeht. Zusätzlich wird die Abwicklung auf der Baustelle erleichtert, da die Holzelemente zeitgerecht angeliefert werden und so unnötige Standzeiten vermieden werden können. Das geringere Eigengewicht der Holzkonstruktionen verringert den baulichen Aufwand für die Gebäudegründung und die Fundamente. Die Baustelleneinrichtungen können kleiner gehalten werden und der logistische Aufwand ist geringer. Die trockene Bauweise der Holzkonstruktionen verkürzt die Bauzeiten erheblich, da Trocknungszeiten für Mauerwerk oder Estriche entfallen. Damit wird eine exakt kalkulierbare Bauzeit bestimmt, die eine frühe Nutzung der Gebäude ermöglicht, was wiederum die Finanzierungszeiten reduziert. Hohe Wirtschaftlichkeit durch BBS Die Zeitersparnis durch den Holzbau mit binderholz Brettsperrholz BBS kann bei der Errichtung großvolumiger Gebäude beträchtlich sein. Der hohe Grad an Vorfertigung verkürzt die Bauphase bei Großprojekten erheblich, da tragende Wandelemente nur noch versetzt und miteinander verbunden werden müssen. Aufgrund ihres vergleichsweise geringen Gewichts können diese Holzfertigelemente sehr großflächig dimensioniert sein. © Daniel Shearing

NACHHALTIGKEIT 17 Ökobilanz und Kaskadennutzung von Holz Durch eine Ökobilanz werden sämtliche umweltrelevanten Vorgänge, die entlang des Lebenszyklus von Produkten und Werkstoffen entstehen, aufgeführt. Hierunter fallen unter anderem Emissionen, die beim Transport von Halbwaren entstehen oder die aus der Energieerzeugung für die Produktion anfallen. Die Systemgrenzen einer Ökobilanz können je nach Produktart und Produktlebenszyklus variieren (siehe Abbildung 13). Abbildung 13 – Systemgrenzen bei der Bauholzproduktion, Zuschnitt 65, proHolz Austria Produktlebenszyklus und Nutzungskaskade Phase 1 – Produktionskette: vom Baum zum Produkt Während der gesamten Produktion, welche die Ernte der Bäume, die Herstellung, Bearbeitung der Produkte (Sägen, Oberflächenbearbeitung, Zusammenbau etc.) sowie den Transport zur Baustelle und die Montage miteinschließt, ist der Energieaufwand (die sogenannte „graue Energie“) weitaus geringer als bei anderen Bauweisen. Umweltrelevante Daten für Grundbaustoffe und Holz Baustoff Dichte ρ [kg /m³] Versauerungspotenzial AP [g / kg] Treibhauspotenzial GWP100 [kg CO2-eq / kg] Primärenergieinhalt PEI massebezogen [MJ / kg] Ziegel – Hochlochziegel 1200 0,541 0,19 2,5 Stahlbeton 2400 0,55 0,167 1,22 Holz – Schnittholz Fichte gehobelt, techn. getrock. 450 1,51 -1,63 3,21 Holz – Massivholzplatte PF 3-Schicht 450 2,25 -1,38 7,58 außerhalb der Systemgrenze zuschnitt 65.2017 6 7 Kreislauf Holz Warum bezeichnet man Holz als klimaneutral? Im Rahmen der Ökobilanz wird die im Gebäude gebundene Menge des Kohlenstoffs nachgewiesen und in der Erstellungsphase (A) mit negativem Vorzeichen angerechnet. Bei Beseitigung des Gebäudes oder einzelner Teile des Gebäudes wird der Kohl nstoffspeicher aufgelöst und bei d r Entsorgung (C) werden die Treibhausgasemissionen für die Verbrennung berechnet. Die negative Anrechnung in der Herstellung und die Anrechnung der Treibhausgasemissionen in der Entsorgung gleichen sich somit aus. In diesem Zusammenhang wird deshalb oft vereinfachend von der Klimaneutralität von nachwachsenden Rohstoffen gesprochen. Die Klimaneutralität von Holz in Bezug auf die CO2-Bilanz kann nur durch Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung vorausgesetzt werden. Gibt es noch andere positive Effekte durch das Bauen mit Holz? Zusätzlich zur temporären Speicherwirkung des biogenen Kohlenstoffs kann durch den Einsatz von Bauprodukten aus nachwachenden Rohstoffen Material aus endlichen Ressourcen wie Kunststoffen und Metall, aber auch aus mineralischen Fraktionen ersetzt werden. Dieser Vorgang wird Substitution, also Austausch oder Ersatz genannt. Das Substitutionspotenzial variiert je nach Umweltindikator. Der Grad der Substitutionswirkung, der durch die Verwendung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen erreicht wird, lässt sich durch die Wahl der Mat ialien der Primärkonstruktion, aber auch des Ausbaus (Fenster, Türen, Böden und Fassadenverkleidung) maßgeblich steuern. Aus einem in Veröffentlichung befindlichen Forschungsbericht1 ergibt sich z. B. für den Indikator gwp ein Reduktionspotenzial von 22 bis 50 Prozent bei einem Einfamilienhaus oder 9 bis 48 Prozent bei einem Mehrfamilienhaus, je nachdem wie ökologisch die Materialien in der Konstruktion sind. Kommt es beim Bauen mit Holz nicht auch auf Ressourceneffizienz an? Wenn ein großer Kohlenstoffspeicher zum Erreichen von Klimaschutzzielen beiträgt, deutet zunächst alles auf eine möglichst großzügige Verwendung von Holz und Holzwerkstoffen hin. Im Sinne einer ressourceneffizienten Nutzung des Materials und des sinnvollen Einsatzes von Holzkonstruktionen darf dieser Schluss jedoch nicht voreilig getroffen werden. Für jede Bauaufgabe sollte aufs Neue die Abwägung zwischen umfassendem KohlenstoffSpeicher und ressourcen- sowie materialeffizientem Einsatz von Holz getroffen werden. Die Optimierung wird nach statischen, brandschutztechnischen, energetischen, ökonomischen und innenraumklimarelevanten Kriterien immer einen Kompromiss darstellen. Jede Konstruktionsart wird hierbei zu einem anderen Optimum führen. Annette Hafner Architektin und Junior-Professorin für Ressourceneffizientes Bauen an der Ruhr-Universität Bochum, davor langjährige Tätigkeit und Promotion an der tu München (Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion). Forschungsschwerpunkte Ökobilanzierung, Bauen mit Holz und Nachhaltigkeitsbewertung. Mitglied im wissenschaf tlichen Beirat für Waldpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwir tschaf t, Berlin. 1 Treibhausgasbilanzierung von Holzgebäuden – Umsetzung neuer Anforderungen an Ökobilanzen und Ermittlung empirischer Substitutionsfaktoren, Abschlussbericht zum Forschungsprojekt thg-Holzbau, Ruhr-Universität Bochum 2017. Lebenszyklus eines Gebäudes nach din en 15978 und din en 15804 second life A A B C D Produkt A1 Rohstoffbereitstellung A2 Transpor t A3 Herstellung Bauprozess A4 Transpor t A5 Bau⁄ Einbau Nutzung B1 Nutzung B2 Instandhaltung B3 Reparatur B4 Ersatz B5 Umbau⁄ Erneuerung B6 betrieblicher Energieeinsatz B7 betrieblicher Wassereinsatz Ende des Lebenswegs C1 Abbruch C2 Transpor t C3 Abfallbewir tschaf tung C4 Deponierung Gutschrif ten und Lasten Wiederverwendungs-, Rückgewinnungs- und Recycling-Potenzial cradle to gate – von der Wiege bis zum Werktor Bestandteile der epd (Umwelt-Produkt-Deklaration für Bauprodukte), der Grundlage zur Berechnung von Ökobilanzen cradle to grave – von der Wiege bis zur Bahre CO2 C C C C C © www.christof-reich.com

NACHHALTIGKEIT 18 Phase 2 – Nutzung: Energiebedarf Während der Nutzung spielen der Energieverbrauch, die Wartung und Instandhaltung eines Gebäudes eine wesentliche Rolle. Im Wärmeschutz liegen Holzhäuser auf höchstem Niveau. Holz beinhaltet von Natur aus luftgefüllte Zellen, wodurch Wärme und Kälte deutlich geringer geleitet werden als bei anderen Baustoffen. Im Winter dringt die Kälte nur gering ein, im Sommer bleibt die Wärme draußen. Holzhäuser erreichen selbst in Standardbauweise mühelos die gesetzlich geforderten Verbrauchswerte. Mit ausreichenden Dämmschichten werden Passiv- und 3-Liter-Bauweise beim Holzhaus leicht verwirklicht. Der niedrige Restenergiebedarf ermöglicht eine entsprechend gering dimensionierte Heizanlage. Gemäß ÖNORM B 2320 kann für sachgerecht ausgeführte Holzhäuser eine Nutzungsdauer von mindestens 100 Jahren erwartet werden. Phase 3 – Recycling, geordneter Rückbau und Abbruch Die Recyclingfähigkeit von Bauwerken und Baustoffen wird aufgrund der zukünftigen Ressourcenverknappung immer wichtiger. Der Abfall an Baurestmassen aus Bauschutt und Betonabbruch beträgt rund 5 Millionen Tonnen pro Jahr, was 18% am gesamten Bauabfall ausmacht. Bei der Analyse des Abfallaufkommens beim Rückbau zeigt sich bei der verstärkten Anwendung von Holzbauweisen eine Reduzierung des Abfallaufkommens. Zudem weisen die Abfälle aus diesen ein hohes stoffliches und energetisches Verwertungspotenzial auf, wobei die Verwertungseffizienz durch die Entwicklung verwertungsgerechter Bauweisen weiter erhöht werden kann. Daher liegt das Bestreben nahe, die verbauten Elemente und Bauteile möglichst in einem weiteren konstruktiven Lebenszyklus zu integrieren. Als sehr vorteilhaft ist hierbei die monolithische und homogene Bauweise des BBS zu sehen, da dadurch eine zusätzliche Materialtrennung größtenteils entfällt. Die Materialwahl von „heute“ beeinflusst somit die Abfälle von „morgen“, daher ist bereits im Planungsprozess dafür zu sorgen, Materialien so einzubauen, dass diese am Lebenszyklusende leicht verfügbar und aufzuschließen sind sowie stofflich optimal wiederverwendet („Design für Recycling“) oder energetisch genutzt („Design für Energie“) werden können. In diesem Zusammenhang weist die Holzbauweise einen Vorteil auf, da Holz leichter manipuliert und im Idealfall demontiert sowie als komplettes Bauteil hochwertig wiederverwendet werden kann. Der Lebenszyklus beginnt von Neuem. So hinterlässt ein Holzhaus, das nach der Nutzung demontiert wird, keinen unverwertbaren Schutt, sondern nutzbares Holz. Einzelne Bauteile oder Elemente können wiederverwendet werden oder dem Herstellungsprozess wieder zurückgeführt werden. Das übrig gebliebene Restholz wird einer energetischen Nutzung zugeführt. So bleibt in jedem Stück verbauten Holz das CO2 weiterhin gebunden und gelangt so lange nicht in die Atmosphäre, bis das Holz im letzten Recyclingschritt thermisch verwertet wird.

NACHHALTIGKEIT 19 TROCKENBAU MIT SAINT-GOBAIN RIGIPS AUSTRIA Saint-Gobain ist eines der ältesten Industrieunternehmen der Welt. Als nachhaltiges Baustoffunternehmen nimmt es die Rolle der Vorbildwirkung sehr ernst. Auch in Zukunft liegt der Fokus auf dem nachhaltigen und leistbaren Hochbau. Dabei widmet sich Saint-Gobain auch verstärkt der Gebäudezertifizierung, um praktikable und nachhaltige Lösungen zu bieten. Die globale Herausforderung der Ressourcenverknappung spielt neben der Energieeffizienz ebenso eine bedeutende Rolle. Bei Rigips wird dabei auf die Reduktion der spezifischen Verbräuche und die Verstärkung der Kreislaufwirtschaft ein besonderes Augenmerk gelegt. Ziele Beim Thema Nachhaltigkeit werden in Zukunft die Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen den Takt angeben. SaintGobain Rigips Austria hat alle 169 Unterziele evaluiert (siehe Abbildung 14), um mögliche Auswirkungen auf das Kerngeschäft zu erkennen. Diese Ergebnisse sind Teil der Unternehmensstrategie. Abbildung 14 – Fokusziele von Rigips Austria Chance Impact

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