Massivholzhandbuch 2.0

BAUPHYSIK 7 Körperschall / Trittschall Körperschall wird in einem Bauteil durch mechanische Anregung induziert (siehe Abbildung 2). Beim Trittschall handelt es sich um einen Körperschall, der zum Beispiel durch Gehen, das Hüpfen von Kindern oder Klopfen entsteht. Das Störgeräusch wird mechanisch direkt in die Decke eingeleitet und in die benachbarten Räume abgestrahlt. Die Dämmung einer Decke wird durch den bewerteten Standard-Trittschallpegel L’nT,w [dB] gekennzeichnet. Die Berücksichtigung der Bausituation inklusive der Nebenwege ist hier durch den Strich indiziert. Bei einer Trittschallmessung wird die Decke im Senderaum durch ein Norm-Hammerwerk angeregt und der im Empfangsraum erzeugte Schallpegel gemessen. Je niedriger der Pegel, desto besser ist die Decke im Trittschallschutz zu beurteilen. Maßgeblich für den zu wählenden Aufbau sind • die dynamische Steifigkeit s’ der Trittschalldämmplatten, • die Massen des Estrichs bzw. der Rohdecke, • die Beschwerung der Rohdecke. Je kleiner die dynamische Steifigkeit s’, desto besser die Trittschalldämmung (die zulässige Belastung der Trittschalldämmung ist zu beachten). Im Wesentlichen wird versucht, die Einleitung von Trittschall in die Konstruktion sowie die Weiterleitung und Abstrahlung in Form von Luftschall zu verhindern bzw. zu minimieren. Die Abstrahlung in den Empfangsraum kann durch Vorsatzschalen verringert werden. Abbildung 2 – Reduktion von Körperschall Quelle: HFA Planungsbroschüre „Deckenkonstruktionen für den mehrgeschoßigen Holzbau“, 2009 Flankenübertragung / Schallnebenwege Am Schallschutz zwischen zwei Räumen sind neben dem Trennbauteil auch alle flankierenden Bauteile beteiligt. Das trennende Bauteil ist nur einer der vielen Übertragungswege. Bei hochschalldämmenden Trennbauteilen wird der Schall maßgeblich über die flankierenden Decken, Dächer, Innen- und Außenwände übertragen. Für die Optimierung der Schalldämmung von Bauteilen ist eine möglichst geringe Nebenwegübertragung anzustreben. Der Umfang der Nebenwegübertragung hängt von der konkreten Bausituation ab. Konstruktiv wird die Weiterleitung durch eine Lagerung auf elastischen Zwischenschichten unterbunden (siehe Abbildung 3). Abbildung 3 – Links Rothoblaas XYLOFON und rechts Getzner Sylodyn Durch Einplanung von Vorsatzschalen und abgehängten Deckenkonstruktionen können diese Zusatzmaßnahmen verringert, teilweise kann sogar darauf verzichtet werden. Quelle: Planungsbroschüre Holzforschung Austria Das Verhalten von Massivholzkonstruktionen unterscheidet sich deutlich vom mineralischen Massivbau. Bisher bestehende Prognosemodelle bilden das tatsächliche Verhalten von Massivholzkonstruktionen nicht ab. Um die Anforderungen an den Schallschutz und an die Gebrauchstauglichkeit sicher erfüllen zu können, werden die Bauteile häufig durch Ersatzmodelle und vereinfachte konservative Ansätze überdimensioniert und dadurch unwirtschaftlich. Im Rahmen des unter anderem von binderholz und Saint-Gobain Rigips Austria unterstützten Projekts „Vibroakustik im Planungsprozess für Holzbauten“ wurden umfangreiche Messungen zur Schallübertragung über flankierende Bauteile durchgeführt (siehe Abbildung 4). Es wurde ein Prognosemodell nach DIN EN ISO 12354 erarbeitet, welches die vielfältigen Übertragungswege in der Bausituation berücksichtigt und dennoch für den Baupraktiker anwendbar bleibt. Das Modell wird in die neue DIN 4109 eingearbeitet. Reduktion von Körperschall Estrich TSD-Platten Schüttung BBS Rohdecke Zwischenschicht BBS Wand biegeweiche Beplankung Einleitung Dämpfung Dämpfung Abstrahlung Dämpfung © Rothoblaas © Getzner Werkstoffe

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