Massivholzhandbuch 2.0

NACHHALTIGKEIT 6 tiert werden. Der jährliche Holzzuwachs liegt laut der dritten Bundeswaldinventur bei 121,6 Millionen m³ Holz. Das entspricht vergleichsweise dem Vierzigfachen der Cheopspyramide. Umgerechnet wachsen so jede Sekunde im deutschen Wald 3,8 m³ Holz nach. Der Gesamtvorrat an Holz, der im deutschen Wald steht, beträgt 3,7 Milliarden m³. Somit verfügt Deutschland über die höchsten Holzvorräte in Europa. Quelle: Holzstoffbilanz Deutschland 77% der gesamten Landfläche von Finnland ist mit Wald bedeckt, das bedeutet, auf jeden Einwohner kommen 4,2 Hektar Waldfläche. Fast die Hälfte der finnischen Wälder besteht aus Kiefern, der restliche größte Teil unterteilt sich in Fichten, Moor-Birken und Hänge-Birken. Die Mehrheit der Wälder Finnlands sind Mischwälder, beheimaten somit mehr als nur eine Spezies. Insgesamt sind in Finnland 30 verschiedene heimische Spezies zu finden. Auch in der finnischen Forstwirtschaft wird nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit gewirtschaftet, da der jährliche Zuwachs der Wälder um 30% über den jährlichen Holzerntemengen liegt. Somit nimmt der finnische Wald stetig zu, und das gilt für alle Baumarten und Waldgebiete Finnlands. Seit einigen Jahren hat der jährliche Zuwachs die 100-MillionenKubikmeter-Marke überschritten. Im Jahr 2014 zum Beispiel betrug der Zuwachs 104 Millionen m³. Das Gesamtvolumen des finnischen Waldes lag 2014 bei 2.360 Milliarden m³ und seit Anfang des 21. Jahrhunderts haben die Holzvorräte Finnlands um 60% zugenommen. Quelle: Finnlands Wälder Garantierte Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette – Chain of Custody (CoC) Um die Vorteile der nachhaltigen und ressourcenbewussten europäischen Forstwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette für den Endnutzer zu garantieren, bedarf es einer konsequenten Überwachung entlang der Liefer- und Produktionskette – vom Baum bis zum Kunden! Auf Ebene der EU-Mitgliedsstaaten sorgen länderspezifische Waldgesetze für die Einhaltung einer nachhaltigen und angepassten Forstwirtschaft. Diese werden im internationalen Wirtschaftsraum in Form eines gesetzlichen Rahmens durch die Europäische Union gewährleistet, um eine konsequente Kontrolle und Überwachung der nachhaltigen Lieferkette zu ermöglichen. Der FLEGT-Aktionsplan und die EUTR Mit dem FLEGT-Aktionsplan (Forest Law Enforcement, Governance and Trade) hat die EU einen breiten Maßnahmenkatalog beschlossen, um das globale Problem des unkontrollierten und illegalen Holzeinschlags wirkungsvoll zu bekämpfen. Ein wichtiger Punkt im FLEGTAktionsplan ist dabei die Europäische Holzhandelsverordnung (EUTR = European Timber Regulation). Im Kern fordert diese von allen europäischen Marktteilnehmern, sich ihrer Verantwortung bei der weltweiten Beschaffung von Holz und Holzprodukten zu stellen, um so auf lange Sicht eine nachhaltige Lieferkette aufbauen zu können. Das Gesetz, das am 3. März 2013 in Kraft trat, fordert vor allem von den in die Europäische Union importierenden Unternehmen zentrale Nachweise für den Ausschluss von illegalen Holzquellen. Dazu muss jeder Importeur ein betriebliches Sorgfaltspflichtverfahren umsetzen, das sich auf drei zentrale Säulen stützt: • Informationsbeschaffung • Risikobewertung • Risikominderung Quelle: FLEGT-Genehmigungssystem Unabhängige Zertifizierung der Lieferkette Neben den strengen staatlichen Kontrollgremien können sich die Unternehmen der Holzwirtschaft zusätzlich von unabhängigen Zertifizierern prüfen lassen. Hierfür stehen diverse Anbieter wie beispielsweise PEFC oder FSC zur Verfügung. PEFC ist die größte Institution zur Sicherstellung und Vermarktung nachhaltiger Waldbewirtschaftung durch ein unabhängiges Zertifizierungssystem. Gesorgt wird für eine nachhaltige, pflegliche und verantwortungsbewusste Waldbewirtschaftung. So bleiben unsere Wälder auch zukünftigen Generationen erhalten – als Lebensgrundlage, Arbeitsplatz und Erholungsraum. Ziel ist es, die Waldbewirtschaftung ständig zu verbessern, den Wald zu erhalten sowie seine positiven Wirkungen auf die Umwelt zu sichern. Dank eines Akkreditierungsverfahrens nach internationalen Standards wird die Unabhängigkeit der Zertifizierungsstellen in besonders hohem Maße gewährleistet. Im Vordergrund steht die Ermöglichung einer fairen Teilnahme aller Waldbesitzer, unabhängig von der Größe ihres Betriebes, sowie die Rücksicht auf die Vielfalt der Waldökosysteme, des Kulturerbes und der Eigentumsstrukturen. PEFC ist das erste System, das soziale Kriterien nicht nur bei der Waldzertifizierung, sondern auch bei der Produktkettenzertifizierung (Chain of Custody) integriert hat.

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