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referenz

binderholz headquarter, Fügen | Österreich

Für den Entwurf der Erweiterung des Verwaltungsgebäudes von binderholz in Fügen/Tirol wurde 2006 ein Wettbewerb ausgeschrieben. Kurz vor Weihnachten hat sich die Jury (Vorsitz Hermann Kaufmann) für das Projekt von Architekt Helmut Reitter entschieden, im folgenden März war Baubeginn und Ende 2007 wurde das neue Bürogebäude bezogen. Bereits in den 1990er Jahren ließ sich das Unternehmen von dem Architekten Josef Lackner, einer Ikone der Tiroler Architektur des 20. Jahrhunderts, die Firmenzentrale planen. Aufgrund von Platzmangel hatte schließlich Helmut Reitter Gelegenheit, der zeichenhaften Architektur Lackners einen Bau hinzuzufügen.

binderholz headquarter Haupteingang
Profilholzschalung aus Lärche
binderholz headquarter Eingangsbereich
Südansicht mit Profilholz-Vorhang
Profilholz-Vorhang zur Beschattung
binderholz headquarter Empfangsbereich
binderholz headquarter Empfangsbereich mit Massivholzplattenschalung
Innenansicht Büro mit binderholz Brettsperrholz BBS Wohnsichtqualität
Konferenzraum mit binderholz Brettsperrholz BBS Wohnsichtqualität

fakten

Umfang 4-geschossiges Passivbürogebäude
BauherrIn Binderholz GmbH
Architektur Helmut Reitter
Statik merz kley partner GmbH
Ausführung Grossmann Bau
BBS Verwendung Sichtqualität, Oberflächen weiß lasiert
Energie Passivhaus Standard - Heizwärmebedarf 12 kWh/m2/Jahr kontrollierte Be- und Entlüftung, Kühlung und Befeuchtung der Raumluft
Zeitraum September 2007 - Jänner 2008

Projektbeschreibung

Der Kubus lässt zwar auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten zwischen Alt und Neu erkennen, doch orientiert sich der Neubau mehr am bestehenden Gebäude, als sich vermuten lässt. Die Dreischiffigkeit des kompakten Altbaus wurde exakt verlängert. Die Gebäudetiefe und die Gleichheit der Joche ermöglichen alle gängigen Büroraumtypologien. Was sich in seiner strengen Linearität in banale Flure auflösen könnte, wird spannungsvoll über mehrgeschossige Verbindungsräume aufgebrochen. Etwa im Eingangsraum in der Mitte des Gebäudes, im zweistöckigen südlichen Verkaufsraum und auch an der Gebäudefuge zum Altbau. Die Geschosshöhe des bestehenden Gebäudes konnte durch einen minimierten Fußbodenaufbau übernommen werden, um Raumhöhe zu gewinnen und um keine komplizierten Übergänge zu erhalten. Auch der dynamische südliche Gebäudeabschluss entspringt nicht unmittelbar einer formalen Entscheidung, sondern ist das Abbild einer LKW Schleppkurve auf dem Betriebsgelände.

Herangehen

Die gewählte Gebäudetiefe ermöglicht alle modernen Büro-Organisationsformen wie Zellen-, Kombi-, Großraumbüro sowie „business club“. Der vorhandene Platz wird optimal ausgenutzt, die Kontur des bestehenden Ausstellungsraumes wurde aufgenommen und zu einem dynamischen südlichen Abschluss gebracht. Die äußere Verkleidung besteht aus keilgezinkten Lärchenholzlamellen - als transparenter Vorhang. Von außen entsteht ein markanter homogener Körper, von innen eine hohe Durchsichtigkeit. Warmes, gefiltertes Tageslicht und die teilweise Abschirmung begünstigen konzentriertes Arbeiten.

Konstruktion

Schon in der Wettbewerbsausschreibung wurde über das Entwurfskonzept werkplanartig eine modulare Ordnung gespannt, um das Achsraster der Brettsperrholz BBS 125 Elemente aufzunehmen. So ergeben sich Breiten und Längen der Dach-, Decken- und Wandbauteile verschnittoptimiert aus vielfach gefügten oder halbierten Elementen.
Die tragenden Außenwände, Brüstungen und Decken bestehen aus 15 cm starken und 1,25 m breiten Brettsperrholz BBS Elementen mit einer Wärmedämmhülle von 30 cm Dämmung am Dach und 16 cm an der Außenwand.
Die zwei inneren Tragachsen aus 40 cm Brettschichtholzträgern mit einer Stützweite von 4,375 m. Außer den Innenstützen aus Stahl besteht das gesamte Tragwerk inklusive der Treppenhaus- und Aufzugsschächte aus Massivholz. Brettsperrholzdecken als Dreifeldträger überspannen vier Tragachsen in Längsrichtung. Außenwände lösen sich dabei in schmale Wandschwerter mit dazwischen liegenden Überzügen als Brüstungen auf, um sturzfreie großflächige Öffnungen zu erhalten.
Die weiß lasierten Innenwände in Brettsperrholz BBS sind nichttragend, die Raumaufteilung dadurch flexibel. In der Mittelzone wird in einer abgehängten Decke die Komfort-Lüftung, ein wesentlicher Bestandteil des energetischen Konzeptes geführt.

Isometrie der statischen Grundkonstruktion

Westansicht des headquarters
Südansicht mit Profilholz-Vorhang aus Lärche

Brandschutz

Die tragenden Bauteile weisen den Feuerwiderstand F60 auf. Im Gebäude ist eine automatische Brandmeldeanlage installiert. Es wurden vertikal zwei Brandabschnitte gebildet, die Trennung befindet sich an der Nordwand des Treppenhauses. Die über alle Geschosse gehende Halle ist auch für die Brandrauchentlüftung über Dach optimal.

Raumklima & Energieeffizienz

Ein Blick auf den Wandaufbau, und man wundert sich wie sich hinter 16 cm Dämmung ein Passivhaus verbergen kann. Unser Denken ist beim Thema Energiesparen sofort auf den Winterfall konditioniert. Im Bürobau wird jedoch anders als im Wohnungsbau durch höhere interne Lasten und größere Verglasungsanteile mehr Energie zum kühlen im Sommer benötigt. So sehr die Wärmeenergie aus Personen, Computern, Beleuchtung oder solaren Gewinnen den Winterfall unterstützen, so belasten sie die Energiebilanz im Sommer. Nicht selten kommt es in energetisch hochwertigen Bürogebäuden bereits in den Übergangszeiten wie Frühjahr oder Herbst zur Überhitzung. Dadurch erhält der passive sommerliche Wärmeschutz besondere Bedeutung. Beim Holzbau bieten sich zahlreiche Strategien, um den Anforderungen nicht nur bauphysikalisch Rechnung zu tragen, sondern sie auch in ein architektonisches Gesamtkonzept zu übersetzen. Die vertikalen Holzlatten der Fassade bilden hier einen permanenten und wartungsarmen Sonnenschutz. Die Lamellen wurden in Tiefe und Abstand so gewählt, dass von innen maximale Transparenz und von außen eine optimierte Sonnenschutzwirkung erzielt wird.
Dabei verschatten die vertikalen Lamellen an den langen Ost- und Westfassaden die tief liegende, flach einfallende Vormittags- und Nachmittagssonne. Eine zusätzlich textile Markise ist individuell als Blendschutz steuerbar. Es ist dieser konsequente Verschattungsvorhang, der es ermöglicht ohne großen technischen Aufwand die Fensterformate großzügig zu dimensionieren. Ganz nebenbei erhalten die Innenräume durch die Reflexion an den unbehandelten Holzlamellen eine sehr angenehme Lichtmodulation. Alle Flurtrennwände sind ganz verglast und erzeugen nicht nur eine sehr offene Büroraumatmosphäre, sondern helfen, auch interne Lasten aus der Beleuchtung zu reduzieren.

Energieversorgung, Heizung, Lüftung und Kühlung

Die Heizung und Kühlung erfolgt mittels Fernwärme (60°C) aus der Rauchgaskondensation des bestehenden Biomasseheizkraftwerkes (Architektur Helmut Reitter), welches in 16 m Höhe um ein Restaurant, eine Tagungsstätte und eine Holzerlebniswelt ergänzt wurde (www.binderholz-feuerwerk.com). Die Primärenergie mit ca. 105°C wird für die Ortswärme Fügen und für Prozesswärme in der Produktion verwendet. Ökologische Kühlenergie wird durch eine innovative kleine Absorbtions - Kältemaschine (Kältemittel = Salzlösung) erzeugt. Die kontrollierte Büroraumlüftung wird horizontal über der Flurzone verteilt und von dort direkt in die Bürobereiche über spezielle Induktionszuluftauslässe mit Einzelraumregelung eingebracht. Über dieses System wird die Zuluft mit 70 % Wärmerückgewinnung geheizt, aber auch gekühlt und befeuchtet.
All diese Maßnahmen bilanzieren sich zu einem Heizwärmebedarf von 15 kWh/m2/a.
Die Primärenergiekennzahl von 74 kWh/m2 Nutzfläche und Jahr ist extrem gering und wird vorwiegend durch den Einsatz der aus Biomasse gespeisten Absorbtions-Kühlenergieerzeugung erreicht. Vergleichsweise liegt für Passivhausqualität der Grenzwert wesentlich höher, nämlich bei 120 kWh/m2 Jahr. Dies ist vor allem der aus werkseigener Biomasse gespeisten Absoprtions-Kühlenergieerzeugung zu verdanken.

binderholz headquarter Haupteingang
binderholz headquarter Eingangsbereich
Westansicht des headquarters
Besprechungsinsel
Südansicht mit Profilholz-Vorhang
Stiegenhaus mit Massivholzplatten
binderholz headquarter Eingangsbereich
Südansicht mit Profilholz-Vorhang
Fojer im headquarter
Innenansicht Büro mit binderholz Brettsperrholz BBS Wohnsichtqualität
Profilholz-Vorhang zur Beschattung
binderholz headquarter Empfangsbereich mit Massivholzplattenschalung
Konferenzraum mit binderholz Brettsperrholz BBS Wohnsichtqualität
Fojer im headquarter
binderholz headquarter Empfangsbereich

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